Eine Hand stoppt eine Reihe fallender Dominosteine, symbolisierend das Setzen von Grenzen, Krisenmanagement oder das Verhindern negativer Kettenreaktionen.

Selbstliebe lernen: Grenzen setzen mit 5 einfachen Übungen

In einer Welt, in der wir ständig Erwartungen erfüllen sollen – von Familie, Freunden, Partnern, Kollegen oder der Gesellschaft – vergessen viele Menschen, sich selbst an die erste Stelle zu setzen. Dabei ist Selbstliebe keine egoistische Haltung, sondern die Grundlage für innere Stärke, seelische Gesundheit und erfüllte Beziehungen. Wer sich selbst liebt, weiß, wann es Zeit ist, Grenzen zu setzen und wann man „Ja“ sagen kann, ohne sich selbst zu verlieren.

Dieser Artikel zeigt dir, wie du gesunde Grenzen erkennst, klar kommunizierst und mit Selbstvertrauen verteidigst – und warum das ein entscheidender Schlüssel für mehr innere Freiheit ist. Du erfährst, warum so viele Menschen Schwierigkeiten damit haben, und bekommst praxisnahe Tipps, um noch heute anzufangen, dein Leben selbstbestimmt zu gestalten.

Warum Selbstliebe ohne Grenzen nicht funktioniert

Selbstliebe bedeutet, dich selbst mit deinen Bedürfnissen, Werten und Gefühlen ernst zu nehmen. Ohne gesunde Grenzen läufst du Gefahr, dich in den Erwartungen anderer zu verlieren, immer „funktionieren“ zu wollen oder aus Angst vor Ablehnung über deine eigenen Kräfte hinaus zu geben.

Ein Beispiel: Du sagst „Ja“ zu einer zusätzlichen Aufgabe im Job, obwohl du innerlich erschöpft bist. Du hilfst einer Freundin mitten in der Nacht, obwohl du früh aufstehen musst. Du gehst auf eine Familienfeier, obwohl du weißt, dass dich die Atmosphäre anstrengt. Jedes Mal sendest du dir selbst unbewusst die Botschaft: „Meine Bedürfnisse sind nicht so wichtig.“ Mit der Zeit führt das zu Stress, Erschöpfung und dem Gefühl, nicht mehr bei sich selbst zu sein.


Anzeichen, dass du keine klaren Grenzen hast

Oft merken wir erst spät, dass unsere Grenzen verschwimmen. Achte auf diese Warnsignale:

  • Du sagst Ja, obwohl du eigentlich Nein meinst.
  • Du fühlst dich oft erschöpft oder ausgelaugt.
  • Du bist nach Gefälligkeiten genervt oder voller Groll.
  • Du hast Angst, abgelehnt zu werden, wenn du dich abgrenzt.
  • Du übernimmst Verantwortung für Probleme anderer, die nicht deine sind.

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Podcast-Cover für „All about life" Episode #211 „Selbstliebe lernen: Grenzen setzen mit 5 einfachen Übungen", mit einer Frau, die kippende Dominosteine bremst und dem Porträt der Podcaster Seraphine Monien und Benedikt Heiming.

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„Selbstliebe lernen – Grenzen setzen mit 5 einfachen Übungen“

Warum es vielen schwerfällt, Grenzen zu setzen

Das Unvermögen, klare Grenzen zu ziehen, hat oft tiefe Wurzeln:

Erziehung und Sozialisation

Viele Menschen lernen schon in der Kindheit: „Sei brav“, „Mach anderen keine Umstände“ oder „Denk zuerst an die anderen“. Das führt dazu, dass sie als Erwachsene oft automatisch an die Bedürfnisse anderer denken, bevor sie ihre eigenen berücksichtigen.


Gesellschaftliche Erwartungen an Frauen und Männer

Frauen wird häufig vermittelt, sie müssten sich besonders um Harmonie, Fürsorge und emotionale Arbeit kümmern. Männer wiederum bekommen oft die Botschaft, immer stark, belastbar und verfügbar sein zu müssen. Beide Rollenbilder erschweren es, Nein zu sagen.


Angst vor Ablehnung

Wer nicht gelernt hat, dass es in Ordnung ist, eigene Grenzen zu haben, fürchtet oft, bei einem „Nein“ als egoistisch oder unzuverlässig zu gelten.


Fehlendes Selbstwertgefühl

Ohne ein stabiles Gefühl für den eigenen Wert fällt es schwer zu glauben, dass die eigenen Bedürfnisse genauso wichtig sind wie die anderer.


Selbstliebe als Schlüssel für gesunde Grenzen

Selbstliebe beginnt mit der klaren Erkenntnis: Ich bin es wert, respektiert zu werden – auch von mir selbst. Wenn du dich selbst wertschätzt, fällt es dir leichter, Grenzen zu setzen, ohne dich schuldig zu fühlen.

Stell dir vor, dein Leben ist wie ein Haus. Deine Werte und Bedürfnisse sind die Möbel und persönlichen Gegenstände darin. Die Türen und Fenster stehen für deine Grenzen. Ohne Türen kann jeder einfach hereinspazieren und sich nehmen, was er möchte. Mit stabilen Türen und einem Schloss entscheidest du selbst, wen du hereinlässt und wie lange.

Die wichtigsten Schritte, um gesunde Grenzen zu setzen

Bevor wir zu den konkreten Übungen kommen, ist es wichtig zu verstehen, dass Grenzen setzen ein Prozess ist. Du wirst nicht von heute auf morgen alles perfekt umsetzen. Aber mit jeder kleinen Entscheidung wächst dein Selbstvertrauen.


Schritt 1: Eigene Bedürfnisse erkennen

Viele Menschen wissen gar nicht genau, was sie wollen, weil sie es sich nie bewusst überlegt haben. Nimm dir täglich ein paar Minuten Zeit und frage dich:

  • „Wie fühle ich mich gerade?“
  • „Was brauche ich in diesem Moment?“
  • „Was würde mir jetzt guttun – und was würde mich belasten?“


Schritt 2: Bedürfnisse klar aussprechen

Statt vage zu sagen: „Ich glaube, das ist mir zu viel“, formuliere konkret: „Ich kann heute nicht, ich brauche Zeit für mich.“ Diese klare Sprache verhindert Missverständnisse und vermittelt deinem Gegenüber, dass deine Grenze nicht verhandelbar ist.


Schritt 3: Konsequent bleiben

Selbst die klarste Ansage bringt wenig, wenn du später doch nachgibst. Übe, auch dann zu deiner Entscheidung zu stehen, wenn andere überrascht oder enttäuscht reagieren.


Alltagssituationen, in denen Grenzen wichtig sind

Hier ein paar Beispiele, die dir helfen, deine Grenzen zu erkennen und zu wahren:

  • Im Beruf: Dein Chef bittet dich um Überstunden, obwohl du erschöpft bist.
    Statt „Ich schaue mal“ sagst du: „Heute geht es leider nicht. Ich bin morgen wieder ausgeruht und leistungsfähig.“
  • In Freundschaften: Eine Freundin ruft ständig mit Problemen an, ohne zu fragen, ob du Zeit hast. Du könntest sagen: „Ich möchte dir gerne zuhören, aber gerade habe ich keine Kapazität. Lass uns morgen sprechen.“
  • In der Familie: Ein Verwandter äußert verletzende Kommentare.
    Setze klar: „Ich möchte nicht, dass so mit mir gesprochen wird.“

Übungen für mehr Selbstliebe und gesunde Grenzen

Übung 1: Die „Ja- oder Nein-Liste“ – Klarheit für deine Entscheidungen

Nimm dir ein schönes Notizbuch oder ein Blatt Papier und teile es in zwei Spalten: „Dazu sage ich Ja“ und „Dazu sage ich Nein“. Schreibe unter „Ja“ alles auf, was dir guttut, dich nährt und deinen Werten entspricht – zum Beispiel „Zeit für mich“, „ehrliche Gespräche“ oder „Pausen ohne schlechtes Gewissen“. Unter „Nein“ notierst du all das, was dich auslaugt oder gegen deine Überzeugungen geht – etwa „ständig erreichbar sein“, „unangemessene Kritik“ oder „Termine, die mich überfordern“. Diese Listen sind kein starres Regelwerk, sondern ein Kompass, der dir hilft, im Alltag bewusster Entscheidungen zu treffen.


Übung 2: Stille Selbstbefragung – eine Pause vor der Antwort

Wenn dich jemand um etwas bittet, atme einmal tief durch und halte innerlich inne. Stelle dir die Frage: „Will ich das wirklich – oder tue ich es nur, um zu gefallen?“ Spüre in dich hinein, ohne dich unter Druck zu setzen. Achte darauf, wie sich dein Körper anfühlt, wenn du an „Ja“ oder „Nein“ denkst – oft gibt dir dein Bauchgefühl die ehrlichste Antwort.


Übung 3: Spiegel-Übung für Selbstwert – die tägliche Erinnerung

Stelle dich vor einen Spiegel, atme ruhig ein und aus und schaue dir in die Augen. Sage mit fester, freundlicher Stimme: „Ich bin es wert, dass meine Bedürfnisse respektiert werden.“ Sprich den Satz mindestens dreimal, bewusst und mit Überzeugung. Achte darauf, wie sich dein Gesichtsausdruck verändert, und erlaube dir, diese Botschaft zu fühlen. Wenn es dir am Anfang schwerfällt, bleib trotzdem dran – mit der Zeit wird sich das Gefühl innerer Stärke immer mehr festigen.


Übung 4: Die „Schutz-Satz“-Methode – vorbereitet in herausfordernden Momenten

Gerade am Anfang fällt es oft schwer, spontan Nein zu sagen, wenn uns jemand um etwas bittet, das eigentlich über unsere eigenen Grenzen hinausgeht. Damit du dich in solchen Situationen nicht überrumpelt fühlst, kannst du dir im Vorfeld zwei bis drei kurze Schutz-Sätze überlegen, die dir Sicherheit geben. Zum Beispiel:

  • „Im Moment passt es für mich nicht.“
  • „Ich brauche Zeit, um das für mich zu prüfen.“
  • „Heute geht es leider nicht, ich melde mich, wenn es wieder passt.“

Der Vorteil: Du musst keine Angst davor haben, unvorbereitet in ein automatisches „Ja“ zu rutschen. Mit diesen Sätzen in deinem kleinen Selbstliebe-Werkzeugkasten hast du praktische Formulierungen parat, die dich dabei unterstützen, deine Grenzen freundlich, aber bestimmt zu wahren. Gleichzeitig gewinnst du Zeit, um deine Entscheidung bewusst zu treffen – statt sofort in alte Muster zu fallen.

Wichtig ist dabei: Es geht nicht um ein ständiges Nein, sondern um ein gesundes Ja-Nein-Gleichgewicht. Denn jedes Nein zum Überschreiten deiner Grenze ist gleichzeitig ein Ja zum Bewahren deiner inneren Klarheit und Selbstliebe.


Übung 5: Die Energie-Bilanz – erkennen, wo deine Kraft hingeht

Erstelle zwei Listen: „Das gibt mir Energie“ und „Das raubt mir Energie“. Unter die erste Liste kommen Tätigkeiten, Menschen und Umgebungen, die dich stärken – wie Naturspaziergänge, inspirierende Gespräche oder kreatives Arbeiten. In die zweite Liste schreibst du alles, was dich auslaugt – wie zu viele Überstunden, Konflikte oder ständige Erreichbarkeit. Markiere in der zweiten Liste mindestens einen Punkt, bei dem du ab sofort eine klare Grenze setzen möchtest. Wähle diesen Punkt bewusst aus und setze ihn innerhalb von 48 Stunden um – das kann zum Beispiel bedeuten, eine Zusage zurückzunehmen oder eine Auszeit einzuplanen.

Der Zusammenhang von Grenzen und Glück

Studien aus der Positiven Psychologie zeigen: Menschen, die konsequent gesunde Grenzen setzen, erleben weniger Stress, sind emotional stabiler und zufriedener. Sie fühlen sich weniger ausgeliefert und haben mehr Energie für die Dinge, die ihnen wichtig sind.

Das hat einen einfachen Grund: Indem du deine Ressourcen schützt, hast du mehr Kraft für das, was dich erfüllt. Statt dich ständig zu überfordern, schaffst du Raum für Freude, Kreativität und Erholung.


Spirituelle Perspektive: Selbstliebe als Teil des Ganzen

Auch in spirituellen Lehren ist Selbstliebe ein zentrales Thema.

  • Im Buddhismus gilt Mitgefühl mit sich selbst als Voraussetzung für Mitgefühl mit anderen.
  • Im Christentum heißt es: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ – die Selbstliebe ist hier die Basis.
  • Im Yoga ist Ahimsa (Gewaltlosigkeit) auch auf den Umgang mit sich selbst bezogen.

In all diesen Traditionen wird deutlich: Wer sich selbst achtet, ist besser in der Lage, liebevolle und respektvolle Beziehungen zu gestalten.


Wenn andere deine Grenzen nicht akzeptieren

Es wird immer Menschen geben, die deine neuen Grenzen infrage stellen. Vielleicht reagieren sie mit Ärger, Enttäuschung oder sogar Schuldzuweisungen. Das ist normal – denn jede Veränderung bringt auch Reaktionen mit sich.

Bleibe in solchen Momenten bei dir. Atme tief durch und wiederhole innerlich: „Ich habe das Recht, meine Bedürfnisse zu schützen.“ Mit der Zeit werden die Menschen in deinem Umfeld lernen, dass deine Grenzen fester Bestandteil deiner Persönlichkeit sind.


Fazit: Selbstliebe ist ein Weg

Selbstliebe und Grenzen setzen sind keine einmaligen Entscheidungen, sondern tägliche Übungsfelder. Jeder kleine Schritt, den du gehst, bringt dich näher zu einem Leben, das wirklich zu dir passt. Du wirst merken: Je mehr du dich selbst respektierst, desto leichter fällt es dir, Entscheidungen zu treffen, die deiner Seele guttun – und desto erfüllter wird dein Leben.

Hinweis:
Die Inhalte unserer Blog-Artikel zu Gesundheitsthemen dienen ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzen nicht die Beratung oder Behandlung durch einen Arzt, Heilpraktiker oder andere medizinische Fachpersonen. Der Sera Benia Verlag übernimmt keine Haftung für die Anwendung der vorgestellten Tipps, Techniken oder Informationen. Bei gesundheitlichen Beschwerden oder Fragen wende dich bitte immer an qualifizierte Fachkräfte.

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